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6.02.02
Morgens um 8 Uhr fahre ich zum Flughafen in Dortmund und bin natürlich viel
zu früh, mehr als eine Stunde muss ich noch warten, bis ich endlich an
Bord kann. Beim Einchecken versichert mir die Frau, dass ich für meine
beiden Flüge Dortmund - Frankfurt und Frankfurt - Denver beides Mal
Fensterplätze habe: Platz F.
Die Sicherheitskontrollen sind etwas schärfer, meinen Kugelschreiber im
Rucksack können sie nicht von einer Nagelfeile unterscheiden, so dass ich
das Etui auspacken muss und sie den Rucksack noch einmal röntgen, aber
dann ist alles in Ordnung.
Der Flug nach Frankfurt verläuft ohne Probleme und dort komme ich auch
gleich im richtigen Terminal an, so dass ich nicht weit laufen muss.
In Frankfurt lerne ich dann die richtigen Sicherheitskontrollen kennen.
Am ersten Checkpunkt muss ich meinen Boarding Pass vorweisen, am nächsten
wird mein Gepäck kurz geröntgt (die wollen meinen Kugelschreiber nicht ein
zweites Mal testen!?). Dann gehe ich durch einen Metalldetektor. Nun meinte
ich schon fertig zu sein. Aber falsch gedacht, mein Gate lag hinter einer
weiteren Sicherheitskontrolle, diesmal anscheinend vom Bundesgrenzschutz
persönlich. Wieder wurde mein Gepäck geröngt und ich abgetastet. Während
ich ohne Besonderheiten durchkam, durfte der Mann neben mir seine Schuhe
ausziehen und röntgen lassen. Ich verstand nicht, was an seinen Halbschuhen
anders war als an meinen, aber vielleicht hatte er ja eine Flugticket von
United Airlines und ich von Lufthansa. Allerdings stiegen wir dann ins
gleiche Flugzeug;-)
Vor dem Gate steht eine riesige Ansammlung von Menschen. Das Flugzeug ist
bis auf den letzten Platz ausgebucht. Dies hängt in erster Linie wohl mit
den olympischen Spielen zusammen, denn in der Maschine sitzen viele
deutschen Olympioniken.
Der Start verzögert sich etwas, da eine verdächtige Flüssigkeit auf einem
Tragflügel gefunden und erst entfernt werden musste. Mein vermeintlicher
Fensterplatz F stellte sich als Sitz genau in der Mitte des Flugzeuges
heraus, die Frau am Schalter in Dortmund hat vielleicht nicht bedacht,
dass der Flieger nach Amerika etwas größer ist als die Propellermaschine
nach Frankfurt.
Also sehe ich nicht viel von der Umwelt, sondern konzentriere mich auf die
gezeigten Videofilme. Wir landen ziemlich pünklich in Denver und obwohl
das Gepäck etwas auf sich warten lässt, so dass alle Passagiere, die nach
Salt Lake City weiterreisen wollen, schon etwas nervös werden, bekomme
ich noch den ersten erreichbaren Bus nach Boulder.
Im Bus werde ich sogleich auf deutsch angesprochen. Man muss wohl den
Zettel an meinem Gepäck gelesen haben. Nachdem ich gesagt habe, wo ich hin
will, fangen mehrere an zu diskutieren, wo ich denn in Boulder aussteigen
muss und wie ich am besten zu meinem Motel komme. Man bietet mir sogar an,
mich mit dem Auto dorthin zu bringen... Aber die Freundlichkeit der Leute
hat geholfen, ich steige wirklich an der nächsten Station zum Motel aus und
bin in 10 min dort.
Nachdem ich mich noch schnell bei der Konferenz registriert habe, gehe ich
im Supermarkt einkaufen und bin auf mehrfache Weise geschockt. Die Preise
sind sehr gewöhnungsbedürftig, besser, man rechnet das ganze nicht um...
Und an der Kasse fängt die Kassierin plötzlich an mich vollzureden. "Hallo,
wie geht's Ihnen heute, haben Sie heute im Supermarkt alles gefunden. Hat
Ihnen etwas nicht gefallen...." Dabei wollte ich doch nur bezahlen.
7.02.02
Morgens wache ich das erste Mal gegen 2:00 Uhr auf, ab 4:00 Uhr kann ich dann
wirklich nicht mehr schlafen, kein Wunder, schließlich ist es 12 Uhr mittags in
Deutschland. Draußen ist es aber noch dunkel, also bleibt mir nichts anders
übrig als den Fernseher anzustellen. Leicht genervt zappe ich durch alle
50 Kanäle und gebe es nach einer Weile auf vernünftige Nachrichten oder
eine andere interessante Sendung zu finden. So sehe ich mir noch einen Teil von
"Free Willy" an.
Um sieben Uhr gehe ich frühstücken und muss mich erst einmal an die
amerkanischen Sitten gewöhnen. Im Motel gibt es ein kontinentales Frühstück,
serviert auf Papptellern, aus Styroporbechern und mit Plastikbesteck, was man
danach natürlich wegwirft.
Die Stunden bei der Konferenz werde ich jetzt mal kurz übergehen, schließlich
findet sich das ganze Programm unter
http://www.osa.org/lacea/.
Abends sind wir noch in eine Kneipe gegangen, zufälligerweise war es eine Gruppe,
die fast nur aus Deutschen bestand. Merkwürdig, wie die Amis den Aufenthalt dort
finanzieren können, für ein Sandwich (zugegebenermaßen eine Riesenportion) und
ein Bier zahlt man 17 Dollar. Da kommt ja etwas auf mich zu...
8.02.02
Ein Tag ohne besondere Vorkommnisse.
9.02.02
Der Nachmittag steht zur freien Verfügung. Zunächst besichtigen wir zwei Labors im JILA, aber
auch das nimmt nur eine Stunde in Anspruch, so dass wir uns entschließen noch etwas spazieren
zu gehen. Am Stadtrand befinden sich die Red Rocks, von denen man eine gute Aussicht über
Boulder hat:
10.02.02
Wir verließen die Konferenz noch vor Mittag (und verpassten damit die letzten paar Vorträge;-).
Gegen 12 Uhr war ich in Denver downtown. Schon ein merkwürdiges
Gefühl so alleine in einer großen Stadt, in einem großen Land, umgeben von großen Hochhäusern
zu sein. Aber ich hatte es mir ja selber ausgesucht. Merkwürdig war das Gefühl auch deswegen,
weil an diesem (Sonntag) Mittag kein anderer außer mir in der Stadt zu sein schien...
Daher setzte ich mich erst einmal in ein kleines Pärkchen zwischen all den Hochhäusern und
versuchte mich mit Hilfe meines Reiseführers zu orientieren, dies gelang auch fast, nach dem
Studium der Karte bin ich nur in die falsche Richtung gelaufen;-) Aber da ich Zeit genug hatte und
die Stadt kennenlernen wollte, war das auch egal, so ging ich die Hauptstraße herauf- und herunter, bis
ich den Bahnhof, die Union Station fand. Es war der erste amerikanische Bahnhof, den ich sah
und er war beieindruckend groß. Innen war eine große menschenleere Halle, es verkehren nur
zwei Züge am Tag, einer morgens und einer abends. Allerdings war der Ticketschalter besetzt
und dort konnte ich ohne Probleme nach Vorlage meines Railpasses und meiner
Reservierungsnummer alle Fahrkarten bekommen. Der Schalterbeamte wies mich sogar darauf
hin, dass mein Bus in Las Vegas 3 min früher abfahren wird, als mir vermutlich in Deutschland
mitgeteilt worden ist.
Nachdem ich alles für den folgenden Tag geklärt hatte, machte ich mich auf den Weg zu dem
nächsten Hostel von der Union Station aus gelegen, schließlich sollte mein Zug noch vor 9 Uhr
losfahren und es wurde gesagt, dass man eine Stunde vor Abfahrt da sein soll. Wäre ja noch
schöner, wenn ich gleich meinen ersten Zug verpassen sollte, wo er so häufig fährt...
Der Weg zum Hostel verlief parallel zur Innenstadt und den Hochhäusern und damit quer
durch eine große Ansammlung von Parkplätzen, genauer gesagt, zog sich ein Ring von mehreren
Straßenblöcken um die gesamte Innenstadt (so schien es mir, aber abgelaufen bin ich nur die halbe),
der nur aus Parkplätzen bestand. Kein Wunder, irgendwo mussten die Büroangestellten ja
auch ihr Auto lassen, wenn es keine öffentlichen Verkehrsmittel gab. Die Plätze sahen relativ
verlassen aus, es stand nur sehr vereinzelt ein Auto herum, wenn überhaupt. Dies muss wohl
nicht am Preis (mehrere Dollar die angefangene Stunde) sondern am Wochentag gelegen
haben, wie ich am folgenden Morgen feststellte.
Mein Hostel befand sich direkt über einer Wäscherei, wo auch die Rezeption war. Hier
erlebte ich zunächst eine typisch amerikanische Szene (so hatte ich sie mir jedenfalls
vorgestellt): Ich ging zum Schalter und grüßte freundlich (meinte ich jedenfalls), der Typ
mir gegenüber starrte auf seinen Computer- oder Fernsehmonitor und schien mich nicht
wahrzunehmen. Nach einer Höflichkeitspause, fragte ich einfach mal, ob ich hier beim
Hostel richtig wäre. Der Mann murmelte irgendetwas, aber sah mich immer noch nicht
an. Dann dachte ich mir, dann wäre ich vielleicht richtig und sagte, dass ich gerne
eine Nacht bleiben würde. Wieder kam irgendein Gemurmel. Langsam zweifelte ich
schon daran, dass ich hier bedient würde, bis das Wunder geschah und der Typ vom
Monitor aufsah und mir ein Formular reichte... Der Rest war dann kein Problem, gegen
den Pfand von 10 Dollar bekam ich einen Schlüssel und wurde auf die Hosteltür um die
Ecke verwiesen.
Hinter der Tür führte erst einmal eine steile (die Amis haben glaube ich generell steilere
Treppen als wir in Deutschland) Treppe herauf. Oben kam ich mir vor wie im Kino. An
der Decke hingen große Ventilatoren, die ihre Schatten warfen und vor jeder Zimmertür
war noch einmal ein Gitter angebracht (wie im Knast;-). Mein Schlüssel passte dann auch
nur zum Gitter, das Schloß in der Tür wurde wohl nicht benutzt.
Nachdem ich mein Gepäck dann auf diese Weise "eingeschlossen" hatte, machte ich
mich noch einmal auf den Weg durch die Innenstadt, hier waren recht viele Menschen
unterwegs und es gab für 75 Cent einen Hotdog auf der Straße zu kaufen (so billig
konnte ich in keiner anderen Stadt mehr essen!). Was mir schon in Boulder aufgefallen war
und hier in Denver noch stärker zum Ausdruck kam, waren die vielen Obdachlosen auf
der Straße. Man sah sie nahezu jeden Mülleimer nach Dosen durchforsten, um Kleingeld
betteln oder einfach irgendwo rumsitzen und -liegen. Besonders viele befanden sich
auch vor dem Civic Center, einem kleine Park etwas außerhalb der Hochhäuser. Dieser
Park war von allen Seiten von mehrspurigen Straßen umgeben, was nicht gerade eine
tierfreundliche Umgebung ist. Trotzdem, oder gerade deswegen, fanden sich jedoch
im Park jede Menge Eichhörnchen, die aufgrund der vielen Fütterer sogar so zahm
waren, dass sie einem fast aus der Hand fraßen und über die Füße liefen.
Zurück im Hostel stellte ich fest, dass diese Herberge weniger von echten Reisenden
benutzt wird, sondern auch als "sonstige" Unterkunft für spanische (?) Personen
mittleren Alters galt. Anscheinend verkehrte auch eine Busgesellschaft direkt vor dem
Hostel und der Waschsalon diente als Wartesaal. Jedenfalls waren diese Personen
nicht gerade einladend, auf eine kurze Begrüßung reagierten sie in der Regel gar nicht.
Das war mir aber dann auch egal, schließlich blieb ich nur eine Nacht.
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