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15.02.02

Morgens um sieben mache ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle um den Bus nach Oakland und von dort den Zug nach LA zu bekommen. Auch diese Busfahrerin ist untypisch nett, aber langsam gewöhne ich mich daran:-) Diesmal geht es in der unteren Etage der Brücke und die Aussicht ist nicht so toll, dafür aber umso faszinierender, wie die Autos und Busse so dicht nebeneinander herfahren ohne Unfälle zu bauen.
In Oakland am Bahnhof ist dann zu lesen, dass unser Zug nicht um halb 9 Uhr, sondern erst gegen 11 Uhr einlaufen wird. Daher sehe ich mich ein bißchen in der Umgebung um, allerdings machen die Geschäfte am Jacksonsquare nicht so früh auf, daher setze ich mich wieder in die Wartehalle. Hier werde ich prompt von einer Frau angesprochen und wir unterhalten uns. Ich bin noch nie so häufig "Honey" und "Sweetheart" genannt worden, so dass mir das ganze langsam unheimlich wird. Später bekomme ich mit, dass sie einfach jeden so anredet... Kurz nach elf kommt der Zug dann tatsächlich, aber der Attendand am ersten Wagen sagt mir, dass er nur Passagiere aufnimmt, die nicht bis Los Angeles durchfahren, ab nächsten Wagen wird gesagt, dass er nur 6 Personen reinlässt. Also stehen wir erst etwas blöd auf dem Bahnsteig rum, bis sich die Attendants geeinigt haben. Aber in Amerika steigt man nun mal nicht einfach in einen Zug ohne aufgefordert zu werden. Im Zug finde ich dann einen Platz nehmen einem junge Mann (er sieht aus wie ein HipHoper), dessen englisch ich kaum verstehe. Er will nach "Missippi" und ich hoffe inständig, dass nicht alle Menschen dort so reden.
Die Zugfahrt quer durch Kalifornien bietet in erster Linie viele exotische Pflanzen (Palmen, Orangenbäume, Kakteen,...) und Hügel.
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Oakland
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Kalifornien
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Geisterstadt
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Kalifornien
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Kalifornien
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Kalifornien
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Anstatt Zeit gutzumachen, bekomme wir noch eine weitere Stunde Verspätung im Laufe des Tages. Aber keiner regt sich deshalb auf, alle nehmen dies gelassen hin, obwohl einige noch Anschlusszüge in LA Richtung Osten bekommen wollen. Aber bei Amtrak verpasst keiner den Anschluss, daher werden 200 Meilen (San Luis Obispo) vor LA alle Passagiere mit Fahrkarte Richtung New Orleans und Chicago in Busse verfrachtet und quer durchs Land zu einem Bahnhof gebracht, wo der Zug dann warten wird. So verliere ich auch meinen Sitzpartner, was mir nicht unangenehm ist. Inzwischen ist es 19 Uhr und es ist abzusehen, dass wir gegen 1 Uhr morgens in LA einlaufen, zu spät um ein Hostel zu suchen. Also mache ich es mir bequem und schlafe schon einmal ein bißchen. Kurz nach Mitternacht wird es laut und der Attendant fängt an alle zu wecken, wir haben wohl doch etwas Zeit gutgemacht und laufen in der Union Station ein. Draussen ist es einfach zu dunkel um etwas zu sehen.
Ich mache es mich in der Bahnhofshalle so bequem wie es geht, denn es sind alles gut gepolsterte Einzelsitze. Ich habe im Zug wohl so gut geschlafen, dass ich einfach nicht wieder einschlafe, also fange ich an meinem Reiseführer zu lesen und der wirkt als gute Bettlektüre, so dass ich doch vor mich hindöse. Alle zwei Stunden kommt eine Security vorbei und fragt nach der Fahrkarte. Die hier Anwesenden müssen das wohl kennen, denn keiner fliegt raus, alle haben eine.

16.02.02

Nach sechs Uhr kommt etwas mehr Betrieb auf, obwohl es Samstag ist. Ausserdem zieht langsam der Geruch von Kaffee durch die Halle, die Bahnhofsbäckerei hat geöffnet, so dass an Schlafen nicht mehr zu denken ist. Daher mache ich mich auf den Weg zur Touristen Information einmal quer durch die Downtown. Aber wie schon in Denver ist die Stadt ausgestorben. Muss wohl mit dem Wochentag und der Uhrzeit zu tun zu haben...
Es bietet sich eine interessante Abwechslung zwischen kleinen Parks und Hochhäusern. Aber außer mir und Obdachtlosen ist um diese Zeit keiner unterwegs, dafür wird man von denen freundlich gegrüßt, kann vielleicht auch an meinem großen Rucksack liegen, den ich mit mir führe. Am Ende der Stadt liegt die Touristen Information, aber die hat natürlich das gesamte Wochenende geschlossen.
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Park LA
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Downtown
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Downtown
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Downtown
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Union Station
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Daher beschliesse ich meinen Rucksack am Bahnhof zu lassen und nach Hollywood zu fahren. Bei meinem ersten Rundgang am morgen hatte ich keine Schliessfächer gesehen, aber vielleicht hatte ich ja etwas übersehen. Aber auch ein zweiter Gang zeigt nirgendswo so etwas. Am Amtrakschalter fragte man mich erst einmal ob ich Amtrakkunde wäre und als ich das bejahte, wurde der Herr schrecklich freundlich und meinte, ich könnte das Gepäck am Ausgabeschalter des eingescheckten Gepäcks abgeben. Dort sagte man mir aber, dass irgendwelche "high security" Richtlinien für dieses Wochenende gelten und kein Gepäck angenommen werden darf. Warum konnte man mir aber nicht erklären. So habe ich das Gepäck weiter mit mir mitgenommen, schliesslich wollte ich am Abend den Zug nach Flagstaff nehmen. Die Metro brachte mich innerhalb einer viertel Stunde zum Hollywood Boulevard, wo ich zum ersten Mal meiner Reise richtige Touristenmassen sah. Das lag aber daran, dass die Haltestelle direkt neben dem Chinese Man theatre lag, was alle besuchten. Kaum bin ich ein paar Meter weitergegangen, war ich schon fast wieder alleine und konnte die vielen Sterne des Walk of fame geniessen. Meine Allgemeinbildung ist wohl nicht so weit fortgeschritten, denn fast alle Namen waren mir unbekannt. Nachdem ich den Boulevard abgelaufen war, musste ich erst einmal enttäuscht meinen Reiseführer durchlesen. War das wirklich alles, was Hollywood zu bieten hatte? Ausser Touristenläden, Sexshops, Elektronikgeschäften, wieder Andenkenbuden und einiger obskurer Museen habe ich nichts interessantes. Gesehen. Das einzig reizvollste wäre zu den Hollywood-Buchstaben hochzulaufen, aber mit dem dicken Rucksack zweifelte ich, dass ich es rechtzeitig hin- und zurück schaffen würde.
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Walk of Fame
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Chines Man Theatre
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Walk of Fame
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Hollywood
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Also gehe ich den Boulevard zurück und stelle mich darauf ein die restlichen 6 Stunden bis zur Abfahrt des Zuges zu langweilen. Zurück in Downtown habe ich mich in einen Park gesetzt und die Sonne genossen, bis mir auch das zu langweilig wurde, was mein Glück war. Nur wenige Blöcke entfernt wurde zu dem Zeitpunkt eine Parade zum chinesischen Neujahrsfest vorbereitet und ich bin gerade rechtzeitig gekommen um noch einen netten Sonnenplatz auf einer Mauer zu finden, bevor es losging. Der Umzug war eine Mischung aus chinesischen Drachen und amerikanischer Tradition mit ihren "Drill and Music Bands". Dazu kamen noch ein paar Szenen, die man nur aus Film und Fernsehen kennt. Relativ weit vorne fuhr der Major in einem Cabrio, begleitet von zwei Polizisten und einem Leibwächter neben dem Auto laufend. Er hat nett gewunken und alle Leute haben ihm zugerufen und bejubelt. Ähnliches (allerdings weniger security) gab es bei den Congressman und -woman sowie beim Sheriff der Stadt (ich dachte aus der Zeit wäre Amerika raus;-). Lustig war auch eine Gruppe Jugendlicher in Militärkleidung, die unter Anleitung eines älteren Uniformierten, versuchte im Gleichschritt zu gehen. Sie hätten es mal bei den Mädchen abgucken sollen, die mit Fahnen und Holzgewehren aufmarschiert sind und irgendwelche Formationen abgelaufen sind. Überhaupt lief alles etwas steifer ab als beim Rosenmontagszug. Da es das chinesische Neujahrsfest war, gab es natürlich auch Drachen in jeglicher Größe und Länge, von zwei kleinen Kindern bis hin zu 20 Erwachsenen.
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Parade
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Parade
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Parade
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Parade
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Nach dem Umzug strömen alle in die Olvera Street nahe der Union Station. Hier wird noch mexikanische Kultur ausgeübt und es finden sich nette Freßstände, die mexikanische Delikatessen (?), also Taccos, Tacitos, Enchiladas etc. anbieten:-)
Dann ist es auch schon Zeit zum Bahnhof zu gehen, schliesslich fährt mein Zug schon gegen 6 pm. Vorher versuche ich noch meine Tour zum Grand Canyon zu organisieren. Das Hostel teilt mir telefonisch mit, dass es wohl keine Tour anbietet. Der nächste Anbieter Openroadtours ist ausverkauft. Langsam kommen mir schon Zweifel auf, ob ich es schaffen werde. Aber dann findet sich American Dream Tours, die mir sogar ohne Kreditkartennummer einen Platz bis zum nächsten morgen freihalten:-) Schließlich weiss man nie, ob Amtrak pünklich ist...
Diesmal werden die Sitzplätze vom Schaffner zugeteilt, so dass ich mir nicht den schönsten Platz aussuchen kann. Aber eigentlich ist das ganze egal, denn es ist draußen schon dunkel und ich steige schon um 6 am wieder aus. Daher mache ich es mir bequem lasse mich von dem Zug in den Schlaf wiegen.

 

 
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