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14. November 2003
Lange habe ich überlegt, ob ich ausschlafen oder früh aufstehen
soll und versuchen zur Freiheitsstatue zu kommen. Am Ende
entscheide ich mich fürs Ausschlafen und einen frühen Zug um 10:30
Uhr nach Boston. Als ich um 9:30 Uhr losgehe, merke ich, dass ich
vermutlich die richtige Entscheidung getroffen abe. Es ist sehr
kalt und der Wind schien noch stärker als am Vortag zu sein, wenn
es schon in der Mitte von Manhatten so ist, wie mag es dann erst
am Battery Park sein? Ich umrunde noch einmal den Madison Square
Garden, bis es mir zu kalt wird und ich in die Penn Station gehe.
Diese bietet einen ganz anders Bild als in der Nacht von Sonntag
auf Montag. Etliche Menschen stehen vor der großen Anzeigetafel
und warten auf ihren Zug. Irgendwie finde ich es lustig, dass man
nicht selbstverantwortlich auf das Gleis gehen darf. Einige Züfe,
darunter auch der nach Boston haben Verspätung wegen "bad weather
conditions". Mit 10 min Verspätung angekündigt, kommt um viertel
vor 11 die Durchsage + Anzeige "standby, the train is approaching
the platform". Es vergehen weitere Minuten, bis endlich
durchgegeben wird, auf welchem Gleis der Zug abfährt. Eine wilde
Horde stürzt auf die Rolltreppe 11 West. Dort gehe ich bis zum
ersten Wagen ganz vorne vor, was eine gute Idee war, während die
anderen gut gefüllt sind, bleibt meiner leer. Während draußen erst
die Skyline von New York vorbeizieht, dann Vororte und schließlich
die Atlantikküste kommt, versuche ich ein "half a dozen" Donuts zu
essen, den ich in der Station noch gekauft habe. Die ersten beiden
haben noch richtig gut geschmeckt, danach ist es einfach nur noch
süss.
Wir erreichen Boston 40 min zu spät (fast pünktlich), nachdem wir
recht lange am Wasser vorbeigefahren sind, was bei strahlendem
Sonnenschein recht schön aussah. Das Hostel ist nur einen kurzen
Fußmarsch von der South Station entfernt, so dass ich mich frage,
warum immer der Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Auto
beschrieben wird. Im Hostel selber finde ich erst einmal viele
Schilder zur security ("Immer ID beim Eintritt ins Haus zeigen"),
aber keinen an der Rezeption, der das kontrollieren oder mich
einchecken könnte. Nach ein paar Minuten regt sich etwas und ich
komme in ein noch leeres 8er Zimmer. Das füllt sich bis abends
auch nur zur Hälfte. Wieder stolpere ich, nahe dem Hostel, über
ein Holocaust Denkmal. Das muss wohl recht populär geworden sein
im letzten Jahrzehnt... 6 gläserne Türme sollen an die 6 Schlote
von Treblinka, Sobidor, Chelmo, Ausschwitz-Birkenau, Majdanek und
... erinnern.
Ich mache mich auf den Weg dem "Boston Freedom Trail" zu folgen.
Irgendwie ein bißchen bescheuert einer roten Linie quer durch die
Stadt zu folgen, aber schon die griechische Sagenwelt beweist,
dass man sich so nicht verlaufen kann. Man hat mir gesagt, dass
Boston eine Kleinstadt ist und genauso wirkt es auch auf mich nach
New York. Die Hochhäuser sind kleiner und es sind wesentlich
weniger Leute auf der Straße. Ich komme am Haymarket vorbei, wo
selbst abends um 6 Uhr noch Obst, Gemüse und Fisch gehandelt wird.
Der Wind ist eisig und Temperaturen um den Gefrierpunkt (die
Pfützen gefrieren schon). Ich frage mich, ob das dem Obst und
Gemüse gut bekommt, obwohl es erstaunlich gut aussieht udn sehr
billig ist. Die meisten Sachen gibt es stückweise für einen runden
Dollarbetrag, 4 Äpfel 1 Dollar, 1 Ananas 1 $...
Vom höchsten Punkt auf dem gegenüberliegenden Hügel (irgendein
Monument) ist die Sicht auf die Downtown leider von ein paar
Häusern versperrt. Diese sind allerdings alle nur 1-3 stöckig und
erinenrn ein bißchen an englische Scheibchenhäuser. In der
Innestadt befindet sich eine große Markthalle mit Food Court, wo
es wieder eine leckere Krabbensuppe in "Bread bowl" gibt. Nachdem
ich mich dort aufgewärmt habe (trotz Mütze + Kaputze dringt der
Wind überall durch und ich war zu faul eine lange Unterhose
anzuziehen), gehe ich noch am Hafen vorbei, doch leider scheinen
alle whale watching touren für die Saision eingestellt zu sein.
Dafür hat man einen guten Blick auf den Flughafen auf dem
gegenüberliegenden Ufer. Alle paar Minuten landet oder startet ein
Flieger, man sieht viele "fliegenden Sterne". Im Laufe des Abends
habe ich mich gewundert, warum ein paar Hot Dog Grills anfangen zu
braten, da es doch viel besseres Essen in der danebenliegenden
Markthalle gibt. Auf dem Rückweg stelle ich fest, dass das
Nachtleben wohl gerade beginnt, die Stände mehren sich und es wird
plötzlich alles arg bevölkert. Überall darf man nur "Valet
Parking", d.h. man muss seinen Autoschlüssel abgeben und bekommt
es irgendwo um die Ecke geparkt. Entsprechend überfüllt ist der
Parkplatz neben dem Hostel. Genau andersrum als in all den anderen
Städten, wo nachts die Parkplätze leer sind. Ich frage mich jedes
Mal nur, wie sie die Autos aus dem Chaos auf dem Parkplatz wieder
rausbekommen.
Als ich im Hostel ankomme fällt mein Blick wieder auf die Zettel
mit "high security", aber keiner kontrolliert mich und die Zimmer
sind auch nicht abgeschlossen.
15. November 2003
Der luggage room im Hostel wird nur zur jeder vollen Stunde
geöffnet, also bin ich um 9 Uhr fertig. Es folgt noch eine kurze
Demonstration des Flatrades, bevor ich es einschließen darf.
Anschließend laufe ich erneut den "Boston Freedom Trail", diesmal
bei Tageslicht. Bei einem alten Kriegsschiff "USS Constitution",
gibt es ein kleines Museum, was an dessen glorreichen Schlachten
vor 200 Jahren u.a. gegen die Briten erinnert. Das Museum ist auch
praktisch zum aufwärmen, da es trotz Sonne mal wieder recht kühl
ist, maximal 5 Grad sind angekündigt. Ich werfe noch einen Blick
in die Souvenierläden und auf das MIT, bevor ich erneut in der
Markthalle esse, diesmal ein Seefood gumbo, ebenso in der bread
bowl.
Obwohl man mir im Hostel gesagt hat, dass es reichen würde um 15
Uhr zum Flughafen aufzubrechen, hole ich mein Gepäck schon um 2
Uhr. Klug wie ich bin suche ich mir die nächste U-Bahn-Station,
die direkt zum Flughafen durchfährt, packe mein Fahrrad schon ein
und stelle dann fest, dass die Station am Wochenende geschlossen
ist, na toll.. Glückerlicherweise sind die Stationen recht nah bei
einander, so laufe ich die 500 m zur nächsten. Wie versprochen bin
ich recht früh da, die U-Bahn fährt 10 min und dann noch mit dem
Bus weiter, aber bis ich mein Gepäck umgepackt und das Fahrrad
verstaut habe, ist es schon viertel nach drei. Wie blind laufe ich
zunächst zu den vollsten Schaltern, da die meisten Flüge mit
Nordwest Airlines starten, bis ich sehe, dass das der
Lufthansaschalter ist. Also zurück zum Ausgangspunkt und gerade
mal eine Handvoll Leute sind vor mir. Vor dem Security Check ist
die Schlange dafür umso länger. Vor der Kontrolle stehen ein paar
Leute und checken Pass und Boardingpass. Nach langem Blick auf
mein Ticket winkt mich die Frau aus der Schlange in einen
besonders abgetrennten Bereich. Ich freue mich schon, dass nur 2
Leute vor mir sind und es wohl schneller geht als an anderer
Stelle. Aber nachdem ich meine Schuhe und Jacke auf das Band zum
Röntgen gelegt habe, erfahre ich, dass ich von der Airline zu
einem besonderen Sicherheitscheck ausgewählt worden bin. D.h.
immer nur eine wurde gefilgt und dabei durfte man zugucken, wie
jmand seine Tasche auspackt und die Schuhe getrennt untersucht.
Wenigstens behalten die Leute ihren Humor noch dabei, der Officer
ist fasziniert von meinen Baby-Bananen und fragt mich, wo es die
gibt. Allerdings darf ich meinen Rucksack anschließend selber
weider einpacken. So bin ich erst um viertel nach vier am Gate.
Die Zeit reicht noch, ein letztes Mal amerikanische Fastfood zu
testen, dann geht es an Bord. Der Flieger startet wegen
irgendwelcher Probleme an der Fronttür mit 30 min Verspätung. Im
Flughafen habe ich gesehen, dass ich fast die Hälfte des Weges
nach Hause mit dem Zug gefahren bin, 2500 Meilen bis Los Angeles
und 3500 Meilen bis Frankfurt, schade, dass der Landweg bei Boston
aufhört;-)
Diesmal habe ich einen Fensterplatz ergattert (warum bekomme ich
das an deutschen Flughäfen nie hin?) und kann einen letzten Blick
auf Boston werfen, die vielen beleuchteten Straßen sehen
faszinierend aus. Als Film wird 2Fast2furious gezeigt, ein etwas
alberner und langweiliger Action(=Auto)film. Ich versuche etwas zu
schlafen, aber mein Nachbar hat seinen rechten Arm nicht ganz
unter Kontrolle bei jedem Versuch selber eine bequeme
Schlafposition zu finden und so bekomme ich alle viertel Stunde
einen Hieb in die Niere. Ich gebe nach 2 Stunden auf, es ist 22
Uhr bzw. 3 Uhr Ortszeit Amsterdam. Wir haben gerade die irische
Küste erreicht und man kann einen Blick auf das hellerleuchtete
Dublin werfen. Kurz vor Amsterdam wird der Himmel sehr bedeckt und
regnerisch, während es ganzen Fluges konnte ich die Lichter am
Ende des Tragsflügels sehen, nun versteckt es sich im Nebel.
16. November 2003
Um halb sieben landen wir in Amsterdam, kaltes Regenwetter
draußen. Als ich aus dem Flugzeug steige, trifft mich fast der
Schlag, ich lande in einer großen Rauchwolke, dass ist mir in den
ganzen USA nicht passiert, aber hier in Europa darf wieder an
allen Ecken und Enden geraucht werden.
Ich komme im internationalen Terminal an und bevor ich den
verlasse, schaue ich mir noch schnell das Rijkens Museum im
Flughafen an, angeblich das einzige Kunstmuseum weltweit in einem
Flughafen. Und vermutlicht auch das einzige Kunstmuseum, wo man
mit Rucksack rein darf. Vielleicht hängen auch nicht die besten
Bilder da, aber eine nette Idee allemal.
Ich habe 6 Stunden Zeit und entscheide mich auf die Ruhesessel im
Flughafen zu verzichten und stattdessen in die Stadt zu fahren.
Auf dem Bahngleis treffe ich einen Kanadier, der das gleich
vorhat, er hat ein layover von 12 Stunden. Der Zug fährt alle 10
min und braucht gerade mal eine viertel Stunde, sehr bequem. Über
den Museeumsbesuch im Terminal und der Passkontrolle ist es
langsam hell geworden, der Regen hält aber an. Amsterdam hat
glücklicherweise gut ausgeschilderte Fußwege und an vielen Stellen
hängen Stadtpläne, so dass man ohne eigene Karte zurechtkommt. Ich
laufe ein bißchen durch die Stadt (ja bewegen, um nicht
einzuschlafen;-), gucke mir die netten kleinen Häuser und Kanäle
an, bis mir einfällt, dass Anne Frank ja in Amsterdam gelebt hat
und es ein guter Abschluss der Reise wäre, nachdem ich Auszüge in
Washington gesehen habe. Die Stadtpläne verzeichnen natürlich auch
das Haus und so finde ich es schnell, obwohl es von außen
unscheinbar ist. Es bleibt ein Zeitfenster von 45 min um das
Museum zu besuchen, also muss ich mich beeilen. Die Räume sind
nahezu original wieder hergestellt (mit Ausnahme der Möbel),
selbst die Schrift an der Wand ist an einigen Stellen original.
Der "secret annex", in dem die Familie Frank mit weiteren Freunden
im Versteck gelebt hat, ist im ganzen viel größer als ich es mir
je vorgestellt hatte, über 2 Etagen verteilt. Allerdings immer
noch winzig, wenn man bedenkt, dass 8 Menschen nahezu 2 Jahre dort
gelebt haben.
Die Zeit wird knapp und so eile ich um halb zwölf zum Bahnhof um
zum Flughafen zu fahren, inzwischen bin ich von dem Regen völlig
durchnässt. Kurz vor zwölf stehe ich in der Schlange zum
Securitycheck, die diesmal viel kürzer ist, als in der USA. Auch
die Schuhe darf ich anbehalten. Dafür findet der Offizier
allerdings etwas verdächtiges und fragt mich, ob er einen Blick in
meine Tasche werfen dürfte (das haben die Amis nicht gemacht!).
Ich habe die Frage bejaht, was blieb mir anderes übrig? Er wundert
sich, dass alles etwas nass ist, aber was kann ich für den Regen.
Am Ende findet er, was er suchte: eine kleine Taschenlampe.
Schließlich geht es um kurz vor eins mit dem Bus zum Flieger und
weiter nach Düsseldorf. Ich beglücke meinen Nachbarn mit dem
deutschen Sportteil der Zeitung, obwohl er meinte, dass er nur die
Zahlen verstehen würde...
Mein Gepäck kommt als erstes aufs Fließband und gerade als ich am
Flughafenbahnhof ankomme, fährt ein verspäteter Regionalzug nach
Dortmund ein, wenigstens noch etwas Glück. So bin ich gegen 16 Uhr
wieder zu Hause.
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